1Als Jesus alle diese Reden vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern:
2"Ihr wißt, daß übermorgen das Passahfest mit sich. Nun überfiel ihn Traurigkeit und Grauen,
38und er sprach zu ihnen: "Meine Seele ist zum Tode betrübt; bleibt hier und wacht mit mir!"
39Dann ging er ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete: "Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch ist zwar willig,
42Dann ging er zum zweiten Mal hin und betete: "Mein Vater, kann dieser Kelch nicht vorübergehen, ohne daß ich ihn trinke, so geschehe dein Wille."
43Als er zurückkam fand er sie wieder schlafend; denn die Augen fielen ihnen zu vor Müdigkeit.
44Und er verließ sie, ging wieder weg und betete zum dritten Mal, ganz mit denselben Worten.
45Dann kam er zu den Jüngern und sprach zu ihnen: "Ihr schlaft noch weiter und ruht? Seht, der Augenblick ist nahe! Jetzt wird der Menschensohn in Sünderhände geliefert!
46Auf, wir gehn! Mein Verräter naht!"
47Während er noch redete, da erschien Judas, einer der Zwölf, begleitet von einer großen Schar, die, mit Schwertern und Knütteln bewaffnet, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes ausgesandt war.
48Sein Verräter aber hatte ein Zeichen mit ihnen verabredet und gesagt: "Wen ich küsse, der ist's, den nehmt fest!"
49Sogleich nun trat er auf Jesus zu mit den Worten: "Sei gegrüßt, Meister!" und küßte ihn.
50Jesus aber sprach zu ihm: "Freund, wozu bist du hier?" Nun traten sie hinzu, legten Hand an Jesus und nahmen ihn gefangen.
51Doch einer der Begleiter Jesu streckte seine Hand aus, zog sein Schwert, schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab.
52Da sprach Jesus zu ihm: "Stecke dein Schwert wieder ein! Denn alle, die zum Schwert greifen, sollen durchs Schwert umkommen.
53Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, er möge mir in diesem Augenblick mehr als zwölf HeerscharenWörtlich: "Legionen." Eine römische Legion hatte zur Zeit des Kaisers Augustus etwa 6800 Mann. Engel zu Hilfe senden?
54Wie würde dann aber die Schrift erfüllt? Es muß so kommen!"
55Zugleich sprach Jesus zu der Schar: "Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen, um mich gefangenzunehmen. Tagtäglich habe ich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht festgenommen."
56- Dies alles aber ist geschehen, damit sich die Schriften der Propheten erfüllten.V56 gehört nicht mehr zu den Worten Jesu; es ist eine Bemerkung des Evangelisten. — Da verließen ihn alle seine Jünger und flohen.
57Nach seiner Gefangennahme ward Jesus zu dem Hohenpriester Kaiphas geführt, bei dem sich die Schriftgelehrten und Ältesten versammelt hatten.
58Petrus aber folgte ihm von weitem bis zu des Hohenpriesters Palast; dort trat er ein und setzte sich zu den Dienern, um zu sehen, wie es ende.
59Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten nach einem falschen Zeugnis gegen Jesus, damit sie ihm zum Tod verurteilen könnten.
60Aber obwohl viele falsche Zeugen auftraten, fanden sie doch keines. Schließlich kamen zwei
61und sagten aus: "Dieser Mann hat behauptet: Ich kann den Tempel Gottes niederreißen und ihn in drei Tagen wiederbauen."Dies ist eine Verdrehung der Worte Jesu in Joh 2:19.
62Da erhob sich der Hohepriester und sprach zu ihm: "Antwortest du nichts auf das, was diese wider dich vorbringen?"
63Doch Jesus schwieg. Dach sprach der Hohepriester zu ihm: "Ich beschwöre dich bei Gott, dem Lebendigen: Sag uns: bist du der Messias, Gottes Sohn?"Der Zusatz "Gottes Sohn" erklärt den Ausdruck "der Messias" näher. Daß der Name "Gottes Sohn" hier in seiner vollen Bedeutung steht wie Mt 16:16, wird durch V64 bestätigt Denn der Hohepriester und der Hohe Rat finden darin eine Gotteslästerung. Das wäre aber unmöglich gewesen, wenn dem Hohenpriester "Gottes Sohn" nichts weiter bedeutet hätte als "Messias" nach der gewöhnlichen jüdischen Vorstellung.
64Jesus erwiderte: "Ja, ich bin's.Wörtlich: "Du hast's gesagt." Dies ist eine eidliche Bejahung der Frage des Hohenpriesters. Doch ich versichere euch: Von nun an sollt ihr den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der MachtDer göttlichen Allmacht. und kommen auf des Himmels Wolken."Ps 110:1, Da 7:13.
65Da zerriß der Hohepriester seine KleiderSonst Ausdruck der Trauer, 2Sa 1:11 in dieser Hinsicht jedoch dem Hohenpriester verboten; 3Mo 10:6 hier Ausdruck des Unwillens. Das jüdische Strafrechtsverfahren schrieb übrigens den Richtern das Zerreißen der Kleider zur Bezeugung einer Gotteslästerung vor. und sprach: "Er hat Gott gelästert! Was brauchen wir noch weiter Zeugen? Ihr habt ja selbst seine Gotteslästerung gehört.
66Wie urteilt ihr?" Sie erwiderten ihm: "Er ist des Todes schuldig!"Wann ist nach jüdischen Gesetz der Gotteslästerer des Todes schuldig? Nur wenn er bei seiner Lästerung den "Namen" (den Jahwenamen) deutlich ausspricht. Der Hohe Rat weiß, vielleicht durch den Verräter Judas, Jesus hat sich Mt 16:16 Jahwes Sohn nennen lassen. Aber man kann es ihm nicht, der Vorschrift gemäß, durch zwei oder drei Zeugen beweisen. Darum erzwingt der Hohepriester gleichsam durch seine beschwörende Frage von Jesus die entscheidende Antwort. (So Bornhäuser: Zum Petrusbekenntnis und zur Hohenpriesterfrage, S.80f.).
67Nun spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten; andere gaben ihm Backenstreiche
68und sprachen dabei (höhnisch): "Zeig dich als Prophet, Messias! Sag uns: wer hat dich geschlagen?"Jesus soll den Namen des Betreffenden nennen.
69Unterdes saß Petrus draußen im Hof.Gemeint ist der innere Hof in der Mitte des viereckigen Gebäudes; das Verhör fand im Inneren des Palastes statt. Da kam eine Magd auf ihn zu und sprach: "Du warst auch bei dem Jesus aus Galiläa!"
70Er leugnete aber in Gegenwart aller und sagte: "Ich verstehe nicht, was du von mir willst."
71Als er dann aus dem inneren Hof in die HalleDie in den äußeren Hof führte. trat, sah ihn eine andere Magd. Die sprach zu den Leuten dort: "Der hier hat zu Jesus von Nazaret gehört!"
72Und wieder leugnete er und schwur dazu: "Ich kenne den Menschen nicht!"
73Nach einer kleinen Weile traten die Umstehenden zu Petrus und sprachen: "Wahrhaftig, du gehörst auch zu ihnen! Schon deine Mundart verrät dich."Die Galiläer wurden wegen ihrer Aussprache, die namentlich die Kehllaute nicht gehörig unterschied, von den Judäern verspottet.
74Da fing er an, sich zu verwünschen und zu schwören: "Ich kenne den Menschen nicht!" In dem Augenblick krähte ein Hahn.L. Schneller hat in Jerusalem wahrgenommen, daß dort der Hahn jede Nacht zuerst zwischen 10 und 11 Uhr kräht. ("Der Bote aus Zion," März 1922, S. 7.)
75Da dachte Petrus an Jesu Wort: "Noch vor dem Hahnenschrei wirst du mich dreimal verleugnen." Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
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